Interviews und Artikel
zu ELISABETH

 


Interview für den ELISABETH-Fanclub

Rolle:
Kardinalerzbischof Rauscher (eigentlich: Kardinal Joseph Othmar Ritter von Rauscher, Fürsterzbischof von Wien)

Ausbildung:
Nach den "Basics" (u. a. Gitarre, Gesang, Acoustic Band) am J. M. Hauer-Konservatorium meiner Heimatstadt Wiener Neustadt Wechsel nach Wien an die Universität f. Musik u. darstellende Kunst, Wien (www.MDW.ac.at), wo ich im Juni 2002 den Musicallehrgang am Institut f. Sologesang und Musiktheater mit dem Diplom abschloss. Daneben außerordentliches Studium am Konservatorium für Kirchenmusik der Erzdiözese Wien, zahlreiche Workshops und Privatunterricht.

Engagements (seit dem Diplom):
Elisabeth (Levay/Kunze) Stuttgart. Rauscher R: Dennis Callahan seit 01/05
Evita (Webber/Rice) Bremen. Ensemble R: Chr. v. Götz 11-12/04
Hundertwasser UA (Wecker/Rettberg) Uelzen. Ensemble R: Gerhard Weber 06-10/04
Das gibs’s nur einmal UA (Dietrich) Aachen; Tournee. Sänger, Cover Hermann R: Ulf Dietrich 12/03-04/04
Diener zweier Herren (Goldoni) Bad Hersfeld. Aufwärter R: Peter Lotschak 06+07/03
Jesus Christ Superstar (Webber/Rice) Bad Hersfeld. Apostel R: Peter Lotschak 06-08/03
Jekyll & Hyde (Wildhorn/Bricusse) Theater an der Wien. Mike R: Dietrich Hilsdorf 09/02–04/03

während der Ausbildung:
Godspell; Abgeschminkt; Chess; On The Town

Vorbilder:
Kollegen, die vielseitig sind, hart an sich arbeiten und trotzdem auf dem Boden geblieben sind (etwa Anne Sofie von Otter, Viktor Gernot).

Wie ich zum Musical gekommen bin:
Nach meinem Einstieg in die Theatergruppe im Neukloster (
www.theaterimneukloster.at) 1990 mit dem schlimmen ZwillingBob im "Gespenst von Canterville" wirkte ich dort nicht nur in zahlreichen Kinderstücken mit, sondern durfte schon als Teenager tolle Musical-Rollen übernehmen (Joseph, Godspell, Kleiner Horrorladen, Snoopy, Children of Eden). Damit war das Feuer für die Bühne entfacht und der Weg vorgezeichnet, obwohl ich mir vor der Ausbildung noch Abstecher Richtung Journalismus, Jura, Geschichte und Politikwissenschaften gegönnt habe.

Womit man mir Freude bereiten kann:
z. B. mit einem Tag im Hochgebirge bei tollem Wetter (egal ob wandern oder schifahren oder faul an einem Bergsee), mit einem Konzert mit coolen Kollegen, mit einem lustigen Ausflug oder einem entspannten Abend mit lieben Freunden.

Zu meiner Rolle bei Elisabeth: 
Als ich das Angebot bekam, in Stuttgart den Kardinal Rauscher zu übernehmen, hab ich mich nicht nur wegen des Sückes riesig gefreut, das ich wahnsinnig toll finde. Gerade als Kardinal Rauscher kann ich viel von meiner eigenen (Familien)Geschichte und Erfahrung einbringen. Wie viele aus meiner Familie war ich bis zu meinem Weggang aus Wien dort in der katholischen Kirche engagiert, kenne nicht nur alle "Spielorte", sondern auch den Platz der Kirche in der Wiener Gesellschaft oder ganz schlicht auch den Umgang mit liturgischem Gewand und Gerät. So war es für mich nichts Neues, mich in einer Soutane (die schwarze "Alltags-Robe" von Geistlichen) zu bewegen; bloß Dennis’ Choreografien waren darin manchmal eine Herausforderung ;o) Spannend war in der Probenzeit, sich mit der historischen Figur zu beschäftigen und aus den vielen Informationen eine eigene Figur zu kreieren, die zu mir passt und dem Stück dient.

Liebe Fans, ich hoffe, ihr haltet uns die Treue!
Ich freu mich auf weitere schöne Monate am Hof unserer Kaiserin in Stuttgart!

Euer Markus

 


Interview aus dem "Absolventenblatt"
Nr. 41, Nov 2005, Bundesgymnasium Zehnergasse, Wiener Neustadt

Aus der Reihe "Absolventen im AUsland": Markus Dinhobl, Musicaldarsteller (Maturajahrgang 1997)

A: Markus, du bist vor über zwei jahren nach Deutschland gegangen. Wo wohnst du und was machst du im Moment?
MD: Anfang des Jahres bin ich nach Stuttgart gezogen, wo ich für die Rolle des Erzbischofs im Musical Elisabeth engagiert worden bin. Seit der Premiere Anfang März stehe ich nun sieben Mal die Woche in dieser Rolle vor bis zu 1.800 Zuschauern auf der Bühne des Apollo-Theaters, das zum deutschen Markt-Führer „Stage Entertainment“ und damit dem niederländischen Fernseh- und Theaterimpressario Joop van den Ende gehört.Du wirktest schon während deiner Schulzeit an zahlreichen Theaterprojekten mit. Ging dein Weg nach der Matura dann direkt zum Musical?

MD: Nein, das hat noch ein Weilchen gedauert! Ich wollte das zwar unbedingt, aber einen Ausbildungsplatz zu bekommen war am schwersten. In Deutschland und Österreich kamen je nur 2 Hochschulen für mich in Frage, wo überall nur rund 10 Studenten genommen werden. Nach dem Bundesheer studierte ich erstmal zwei Jahre Jus bzw Geschichte/Politikwissenschaften, nahm nebenbei Privatunterricht und klapperte die Akademien in Berlin, München und Wien ab. Schlussendlich bekam ich einen von sieben Plätzen an der Wiener Musikuniversität – bei 80 Bewerbern. Das war eine gute Schule, denn für die großen Produktionen bin ich heute oft einer von über 1000 Interessenten, die für etwa 30 Stellen vorsingen, vortanzen und vorsprechen. Hartnäckigkeit und Ausdauer machen sich bezahlt!

 

A: Was gehörte alles zu deiner Ausbildung?

MD: Als Musicaldarsteller sollte man die drei Sparten Tanz, Gesang und Schauspiel gleichermaßen beherrschen. Neben diesen praktischen Fächern (Ballett, Jazz, Steppen, Repertoire, Improvisation, Sprechtechnik usw.) standen aber auch solche wie Musiktheorie, Atemtechnik oder Maske auf dem Stundenplan. Im Gegensatz zu anderen Studienrichtungen alles in derselben kleinen Gruppe von sieben Studenten. Daneben gab es auch kleinere und größere Auftritte, für die geprobt werden musste.

 

A: In welchen Stücken hast du bisher gespielt?

MD: Gleich nach dem Diplom war ich in Wien bei Jekyll & Hyde engagiert. Ein toller Berufseinstieg! Dann ging’s mit Jesus Christ Superstar und Diener zweier Herren nach Bad Hersfeld (Hessen). Es folgten zwei Uraufführungen – die UfA-Revue Das gibt’s nur einmal in Aachen und Konstantin Weckers Hundertwasser-Musical in Uelzen, bevor ich bei Evita in Bremen und nun bei Elisabeth in Stuttgart landete.

 

A: Was unterscheidet deinen Beruf von so genannten „normalen“ Berufen?

MD: Kurze Vertragslaufzeiten (höchstens ein Jahr), mind. ein Ortswechsel jährlich, stark schwankende Arbeitszeiten zwischen Proben- und Aufführungsphase, viel Tagesfreizeit, aber dafür fast nie ein freies Wochenende oder ein freier Abend. Ich komm viel herum, lerne viele Leute und Städte kennen; allerdings muss man sich dann von neuen Freunden bald wieder trennen. Der Kontakt zu Familie und Freunden ist mühsam aufrechtzuerhalten, gibt einem aber den Halt, den man bei diesem „Zigeunerleben“ dringend braucht.

 

A: Wenn du deine Arbeit jetzt mit deinen Anfängen im Theater im Neukloster vergleichst…

MD: …dann sind die Rollen kleiner, aber dafür die Gagen höher geworden. (lacht) Ich hoffe, man sieht und hört einen Unterschied im Niveau und nicht nur in den Produktionskosten. Ansonsten sind die Unterschiede gar nicht so groß: Auch die Profis kochen nur mit Wasser, müssen genauso hart proben, machen Fehler, hoffen auf viele Zuschauer und gute Kritiken. Lustige und langweilige Momente gibt es da wie dort, aber fast immer ist es ein tolles Gefühl, auf der Bühne stehen und Menschen zweieinhalb Stunden aus ihrem Alltag entführen zu dürfen.

 

 

 


Katholisches Sonntagsblatt, Kirchenzeitung der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Nr. 43, 23. Oktober 2005

Seit März residiert ein Kardinalerzbischof in Möhringen

 
„Weil wir doch beide Wiener sind!“
 
Sein Kardinalsgewand hängt ordentlich an der Kleiderstange, daneben ein feiner Anzug im Wiener Kaffeehausstil und eine zerfetzte schwarze Jacke. Der Kleiderschrank des Wiener Kardinals und Erzbischofs Joseph Othmar Ritter von Rauscher hat einiges zu bieten. Auch die Person Rauschers hat viele Facetten. Der 26-jährige Wiener Markus Dinhobl verkörpert seinen Landsmann sieben Mal die Woche in „Elisabeth“ auf der Musicalbühne in Möhringen.
„Noch eine Stunde bis Vorstellungsbeginn“, tönt es aus dem Lautsprecher. Im Apollo-Theater in Möhringen lässt sich davon niemand aus der Ruhe bringen. Sechzig Minuten vor der Abendvorstellung des Musicals „Elisabeth“ läuft alles routinemäßig. Markus Dinhobl macht Stimmübungen. Der 26-jährige Wiener spielt den Kardinal und Erzbischof von Wien, Joseph Othmar Ritter von Rauscher, der in dem Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay eine wichtige Nebenrolle hat. Außerdem übernimmt der Darsteller, der bis Januar 2005 noch für „Evita“ in Bremen auf der Bühne stand, weitere kleine Ensemble-Rollen. Den Part des Kardinals hat sich Markus Dinhobl schon gewünscht, als er zum ersten Casting für „Elisabeth“ nach Hamburg reiste. „Ich kenne das Stück aus Wien, schon dort hat mich die Rolle des Kardinals fasziniert. Also habe ich beim Casting ein geistliches Lied vorgetragen – und dann hatte ich tatsächlich Glück.“ Zufall oder Vorsehung?
 
Eng mit der Erzdiözese Wien verbunden
 
Dinhobls Biografie ist eng mit der Erzdiözese Wien verbunden, wo er sich in Wiener Neustadt als Kantor, Lektor und Ministrant engagierte und in der katholischen Jugend aktiv war. Über die Kirche ist er auch zu Musik und Schauspiel gekommen: Vom Jugendchor führte ihn der Weg an das Diözesankonservatorium, wo er Gesang studierte. Im „Theater im Neukloster“ schnupperte er erstmals Bühnenluft, bevor er an der Wiener Universität für Musik und Darstellende Kunst Musical studierte. Nun steht der 26-Jährige als Erzbischof in Stuttgart auf den Brettern, die die Welt bedeuten. „Mikro-Check!“ verkündet die Lautsprecherstimme. „45 Minuten bis Vorstellungsbeginn.“ Markus Dinhobl schnappt sich ein Mikrofon und läuft zur Seitenbühne. Nach zwei kurzen Sätzen bekommt er das Okay: Mikro ist in Ordnung. Dass der Job des Musicaldarstellers Traumberuf und Knochenarbeit zugleich ist, hat der junge Österreicher bald festgestellt. „Wenn man keinen bekannten Namen hat, muss man viel Glück haben, an einem großen Theate rangenommen zu werden. Und selbst, wenn man dann eine Rolle ergattert hat, hört die Suche nach neuen Engagements nie auf.“ Schließlich müssen sich die Darsteller absichern – es kann vorkommen, dass ein Stück vorzeitig abgesetzt wird oder anderswo eine größere Rolle lockt.
 
Superstimmung am Apollo-Theater
 
In Stuttgart fühlt sich Markus Dinhobl aber vorerst mal wohl. „Meine Kollegen sind supernett, die Stimmung am Theater ist prima.“ Sein Vertrag in Stuttgart läuft noch bis März 2006, dann wird entschieden, wie es mit „Elisabeth“ weitergeht. „Meine Traumrolle in diesem Stück wäre der Part des Luigi Lucheni, des Mörders von Elisabeth“, verrät der 26-Jährige. Intern werden die Rollen hin und wieder umbesetzt – wer weiß, ob der Kirchenmann nicht irgendwann zum Attentäter wird? Bis dahin ght Markus Dinhobl ganz in seiner Kardinalsrolle auf. Er hat den Kirchenmann genau studiert, in Bibliotheken recherchiert und alte Filme angesehen. „Jede Geste, jedes Lächeln, jeder Tonfall hat seine Bedeutung und wenn ich im Stück an einer Stelle einen Blick mit Kaiser Franz Joseph wechsle, dann deshalb, weil ich ihn als Kind in Philosophie unterrichtet habe.“ Diese Feinheiten bleiben den meisten Zuschauern verborgen, „doch merken sie genau, wenn das Umfeld nicht stimmt“, weiß der 26-Jährige. Noch 20 Minuten bis Vorstellungsbeginn Noch 20 Minuten bis Vorstellungsbeginn“ mahnt die Produktionsassistentin – Zeit, in die Maske zu gehen. Knapp fünfzehn Minuten dauert die Verwandlung in den etwa 40 Jahre älteren Erzbischof. Mit Falten und Grauhaar-Perücke, das Mikro an der Stirn befestigt, fehlt jetzt nur noch das Kardinalsgewand. In ehrwürdigem Schritt begibt sich Joseph Othmar Ritter von Rauscher zur Seitenbühne – die Lichter erlöschen, das Murmeln der 1800 Zuschauer im ausverkauften Saal verstummt. Die Show kann beginnen.
Diana Müller

 


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